Das schlecht laufenden China-Geschäft – kein deutscher Autobauer kam in den vergangenen Monaten ohne diese Formulierung aus, wenn es um die Vorlage der neuesten Geschäftszahlen ging. Porsche räumte am Mittwoch ein Auslieferungsminus von 28 Prozent für das vergangene Jahr ein, einen Tag zuvor musste bereits Volkswagen einen Gewinnrückgang in China verkünden. Das Reich der Mitte scheint die Lust auf deutsche Autos etwas verloren zu haben.
Dabei kauften die Chinesen eine Zeit lang mal kaum etwas anderes als BMW, Mercedes und Porsche aus Deutschland. Die jährlichen Zuwachsraten der deutschen Premium-Hersteller waren vor zehn Jahren noch zweistellig. Ab 2016 und bis zur Corona-Pandemie lagen sie immerhin noch im hohen einstelligen Bereich. Doch im Land selbst hat sich mittlerweile die Wettbewerbssituation dramatisch verschärft. Beim Thema Elektromobilität und vor allem mit Blick auf die Batterietechnik und die Konnektivität der Fahrzeuge fahren deutsche Autobauer zudem deutlich hinterher, sagte China-Kennerin Beatrix Keim vom Center Automotive Research (CAR) dieser Redaktion.
„Chinesen erwarten mittlerweile, dass sie das eigene Auto wie ein zweites Smartphone nutzen können. Diesem Anspruch an Digitalisierung und Konnektivität werden die deutschen Hersteller derzeit nicht gerecht“, erklärte die Automobilexpertin weiter. Zudem gebe es den Trend, chinesisch zu kaufen. Keim spricht von einem „sehr erstarkten Patriotismus“ auch beim Autokauf.
Stefan Reindl vom Institut für Automobilwirtschaft (IfA) sieht darüber hinaus den Preis als ausschlaggebenden Grund dafür, dass deutsche Premium-Modelle in China derzeit oft nur zweite Wahl sind. Porsche etwa habe dort mit dem Xiaomi SU7 einen direkten Wettbewerber. „Das Fahrzeug ist wesentlich preisgünstiger. So ruft Porsche für den Taycan einen Listenpreis oberhalb von 1.000.000 RMB auf und Tesla für das Model S rund 700.000 RMB – der SU7 startet hingegen bei 215.900 RMB, also umgerechnet mit rund 28.000 Euro“, sagte Reindl dieser Redaktion.
Die frühere Stammkundschaft der Deutschen – gut betuchte Chinesen – seien laut Reindl zum Teil aber auch hart durch die noch immer nicht überstandene Immobilienkrise im Land getroffen worden. Möglich, dass sich diese Kundenschicht nach der Delle wieder den etablierten Premium-Herstellern zuwendet. Ausgemacht ist das aber nicht, so Reindl. „Deutschen Herstellern – und damit auch Porsche – fehlen inzwischen preiswürdige produktpolitische Antworten auf die neuen Kundenanforderungen in unterschiedlichen Marktregionen – und insbesondere in China“, erklärte er. Zudem habe das Siegel „Made in Germany“ an Strahlkraft eingebüßt.
Knapp 23 Millionen Autos wurden in China im vergangenen Jahr verkauft. Der Marktanteil deutscher Hersteller sinkt angesichts zunehmender einheimischer Konkurrenz durch BYD, Xiaomi & Co. seit Jahren, lag Angaben des Verbands der deutschen Automobilindustrie (VDA) zufolge zuletzt bei 18,9 Prozent.
Schaut man lediglich auf die E-Autos, fällt der deutsche Abschwung noch dramatischer aus. Fast 11 Millionen Stromer wurden zuletzt verkauft. Kamen deutsche Autobauer vor fünf Jahren bei den Elektroautos auf noch knapp 11 Prozent Marktanteil, waren es 2024 nur noch 3,6 Prozent. Beim VDA gibt man sich dennoch entspannt. Zwar verweist man auf das „extrem dynamische“ Marktwachstum, an dem die deutsche Automobilindustrie teilhaben wolle. Aber auch jetzt seien deutsche Autos in China beliebt: Fast jeder fünfte neue Pkw in China trage das Logo einer deutschen Konzernmarke, so eine VDA-Sprecherin.
2025-03-12T16:09:36Z