KFZ-VERSICHERUNG: WO AUTOFAHRER AM MEISTEN ZUR KASSE GEBETEN WERDEN

Belastung für den Geldbeutel

Kfz-Versicherung: Wo Autofahrer am meisten zur Kasse gebeten werden

Wer im Landkreis Garmisch-Partenkirchen sein Fahrzeug versichert, muss tief in die Tasche greifen. Das ändert sich auch 2025 nicht. Die Gründe sind vielfältig.

Autos mit zertrümmerten Windschutzscheiben. Ihre Dächer und Motorhauben übersät mit Dellen. Manche kaum zu erkennen, andere nicht zu übersehen. Anblicke, die sich im Landkreis immer wieder bieten. Heftige Unwetter inklusive Hagel sind keine Seltenheit in der Region. Besonders schwer traf es zuletzt Bad Bayersoien. Im August 2023 verwüstete eine Superzelle dort weit über 300 Häuser. Und tausende Autos in der Umgebung. Mit ihren demolierten Fahrzeugen steuern die Betroffenen dann Werkstätten und Gutachter an. Die diagnostizieren nicht selten Schäden im hohen vierstelligen Bereich. Die finanziellen Spätfolgen machen sich im Herbst jeden Jahres bemerkbar.

Regionalklassen für 2025 veröffentlicht – Garmisch-Partenkirchen mit traurigem Spitzenplatz

Dann veröffentlicht der Gesamtverband der Versicherer (GDV) die neuen Regionalklassen. Sie spiegeln die Schadensbilanz eines bestimmten Bezirks wider. Von denen gibt es deutschlandweit über 400. Je größer die Schäden in der Region, desto höher die Regionalklasse. Die gibt es für Kasko- und Haftpflichtversicherungen. Für KFZ-Versicherer sind sie ein wichtiger Anhaltspunkt bei der Preisgestaltung. Die Klassen für 2025 stehen bereits fest. Während sie für viele Autofahrer in Bayern sinken, bleiben sie in Garmisch-Partenkirchen konstant. Konstant hoch.

Ein weiterer Anstieg wäre auch gar nicht möglich gewesen. Zumindest, was die Kaskoversicherungen angeht. Sowohl bei Teil-, als auch Vollkasko wird der Landkreis in der höchstmöglichen Klasse eingestuft. Genau wie Miesbach und das Ostallgäu. Garmisch-Partenkirchen belegt aber noch einmal einen unschönen Spitzenplatz. Dort liegen die Vollkaskoschäden laut GDV am höchsten über dem bundesweiten Durchschnitt. Doch warum ist das so?

Gründe für hohe Klassen sind vielfältig

Den einen Grund gibt es nicht, sagt Jürgen Haux von der Versicherungskammer Bayern (VKB). Sein Arbeitgeber ist einer der größten KFZ-Versicherer im Freistaat. Im Landkreis Garmisch-Partenkirchen kommen gleich mehrere Faktoren zusammen. Zum einen die geografische Lage. Oberbayern gehört zu den „am stärksten von Hagelunwettern betroffenen Gebieten Deutschlands“.

Und Unwetterschäden sind überdurchschnittlich teuer. Bei der Versicherungskammer machten sie zuletzt etwa zwölf Prozent aller gemeldeten Schäden aus. Der Anteil an den Schadenszahlungen, die das Unternehmen begleichen musste, war mit rund 20 Prozent aber deutlich höher. Schwere Hagelgewitter wie 2023 in Bad Bayersoien oder ein Jahr zuvor im südlichen Landkreis trieben die Bilanzen weiter nach oben.

Hohe KFZ-Versicherungskosten in Garmisch-Partenkirchen – Belastung vor Ort

Außerdem sind in der Region oft hochpreisige Fahrzeuge betroffen. „In Altbayern werden tendenziell höherwertige Autos gefahren“, bestätigt der VKB-Sprecher. Zudem herrscht auf den Straßen reger Verkehr. Zwei weitere Gründe für das Nord-Süd-Gefälle, das es bei den Regionalklassen in Bayern gibt. Besonders in Franken sind sie deutlich niedriger. Am mutmaßlich günstigsten kommen Halter aus Erlangen davon. Wie groß der Unterschied zwischen den einzelnen Bezirken ausfällt, könne man aber nicht pauschal beziffern, sagt Haux. „Bei der Tarifierung spielen viele Merkmale eine Rolle.“

Eine gewichtige Rolle spielen die Versicherungskosten für Betroffene vor Ort. Besonders für diejenigen, die mit einer ganzen Flotte an Fahrzeugen arbeiten. Womit man schnell bei den Rettungskräften landet. Die Freiwilligen Feuerwehren aus Garmisch und Partenkirchen sind beispielsweise mit insgesamt 28 Fahrzeugen unterwegs. Auch die müssen versichert werden. Was die Ehrenamtlichen aber nicht unmittelbar trifft. „Das läuft über die kommunale Flottenversicherung des Marktes“, erklärt der Garmischer Kommandant Peter Gröbl.

Bei Pflegedienst machen sich die hohen Regionalklassen „sehr bemerkbar“

Anders sieht das bei sozialen Akteuren aus der Privatwirtschaft aus. Zum Beispiel beim ambulanten Pflegedienst Aidera. Die 30 Mitarbeiter sind mit aktuell 15 Fahrzeugen unterwegs. Steuern Häuser und Wohnungen von pflegebedürftigen Menschen im gesamten Landkreis an. Beim Kauf von Neuwagen gibt es Rabatte, Vorteile in der Versicherung aber nicht. „Wir haben die gleichen Tarife wie jeder normale Bürger“, erklärt Carmen Sägmüller. Die Zweite Geschäftsführerin sagt, dass die Kfz-Versicherung ihr Unternehmen pro Jahr mindestens 25 000 Euro kostet. Eine Summe, die sich „sehr bemerkbar“ macht.

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Die Kaskoversicherungen kommen den Landkreis-Bürgern also weiterhin vergleichsweise teuer zu stehen. Etwas besser sieht es dagegen bei der Kfz-Haftpflicht aus. Die kommt für die kostspieligen Hagelschäden nämlich nicht auf. Hier ist Garmisch-Partenkirchen noch drei Stufen von der teuersten Klasse entfernt. Das bleibt auch im nächsten Jahr so. Von 97 bayerischen Bezirken werden 35 noch höher eingestuft sein. (tsch)

2024-09-16T08:51:05Z dg43tfdfdgfd