Ein uralter Golf erzielt immer noch hohe Durchschnittspreise, viele E-Autos verlieren schon nach wenigen Jahren drastisch an Wert. Warum das so ist und welche Modelle sich jetzt besonders lohnen - eine Analyse.
Deutschlands Elektroauto-Verkäufe schwächeln. Während in Ländern wie Frankreich derzeit wieder mehr E-Autos verkauft werden – wenn auch künstlich gepusht durch hohe Subventionen auf Kosten der Steuerzahler sowie durch Zulassungs-Strafzahlungen für Käufer von Benzin- und Diesel-PKW – sind die Stromer-Verkaufszahlen hierzulande ziemlich mau.
Für Autokäuferinnen und -käufer ist das eine gute Nachricht, denn gerade gebrauchte Stromer gibt es derzeit zu attraktiven Konditionen. Da im kommenden Jahr zudem diverse neue E-Fahrzeuge auf den Markt kommen , wird der Verkaufsdruck für aktuelle und gebrauchte E-Mobile noch größer. E-Auto-Interessenten können also entweder ganz entspannt auf Leasing-Schnäppchen im nächsten Jahr warten oder schon jetzt auf dem Gebrauchtwagenmarkt zuschnappen.
Auch wenn nur wenige E-Autos als vollwertige Erst- oder Familienfahrzeuge geeignet sind, so sind kleine Stromer doch gerade als Zweitwagen interessant: Geringe Reichweiten fallen dann nicht so ins Gewicht und wer den Wagen zuhause laden kann, spart auf jeden Fall bei den Betriebskosten eine Menge Geld im Vergleich zum Benziner oder Diesel.
Autoscout24.de hat in einer aktuellen Analyse die fünf E-Fahrzeuge und die fünf Verbrenner ermittelt, die derzeit besonders beliebt sind, und die Preise innerhalb eines Jahre miteinander verglichen. Das Ergebnis: „Vor allem die E-Autos haben stark an Wert verloren. So wird das Model 3 im Juni 2024 durchschnittlich 7000 Euro günstiger angeboten als im Vorjahresmonat. Im gleichen Zeitraum hat der Golf trotz allgemein sinkender Durchschnittspreise auf dem Gebrauchtwagenmarkt kaum an Wert verloren“, so die Analysten von AutoScout24.
Der Traum vom eigenen Tesla wird damit ein Stück erreichbarer, wie folgende Beispieldaten zeigen:
Ganz anders sieht das Bild übrigens aus, wenn man beliebte Benzin-Fahrzeuge im Jahresvergleich analysiert. Zwar spielt das Alter dabei natürlich eine Rolle, betonen die Experten von Autoscout24: „Da ältere und somit billigere Fahrzeuge in die Berechnung der Verbrenner-Durchschnittspreise einfließen, senkt das entsprechend den Durchschnittspreis. Das Angebot an Stromern dominieren hingegen neuere und oft Premium-Modelle – das führt im Ergebnis zu vergleichsweise hohen Durchschnittspreisen.“ Dennoch zeigt sich, dass E-Fahrzeuge im Jahresverlauf im Schnitt um 17 Prozent günstiger wurden, Verbrenner aber nur um sechs Prozent . ADAC macht den Test - Diesel, Benziner, Elektro– welchen Gebrauchtwagen Ihnen keiner abkauft
Folgende beliebte Benzin-Modelle etwa sind besonders wertstabil:
Dass E-Fahrzeuge einen zum Teil drastisch höheren Wertverlust haben als Benzin- oder Dieselfahrzeuge, ist für Branchenkenner nichts Neues - die Restwert-Analysten von Bähr & Fess Forecasts wiesen darauf schon vor mehreren Jahren hin . Die Gründe sind vielfältig:
Gewinne müssen die Hersteller aber mit ihren aktuellen E-Modellen machen, und selbst dem Platzhirsch Tesla fällt das schwerer als früher. Die Amerikaner hoben in Europa gerade die Listenpreise für das Tesla Model 3 trotz sinkender Nachfrage wieder an, was darauf hindeutet, dass selbst dort anders als in früheren Jahren keine großen Gewinne mehr gemacht wurden.
Die etablierten Autoriesen haben allerdings noch viel größere Probleme als Tesla . So sickerte kürzlich durch, dass der US-Gigant Ford pro Elektrofahrzeug rein rechnerisch einen Verlust von bis zu 100.000 US-Dollar macht.
Wie groß der Schaden für Hersteller, Händler und Käufer ist, lässt sich schwer beziffern, sagt Restwert-Analyst Dieter Fess von Bähr & Fess Forecasts: „Dies dürfte bei jeden Hersteller unterschiedlich ausfallen. Hersteller wie Stellantis oder teilweise auch BMW, die auf einer Plattform Elektroautos und Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren herstellen, können flexibler auf eine schwankende E-Auto-Nachfrage regieren als Hersteller wie Mercedes, die ihre Stromer auf eigenen Plattformen bauen. Hersteller, die ihre Listenpreise in Folge der von Tesla begonnenen Preisschlacht ebenfalls abgesenkt haben, geraten logischerweise schneller in die Verlustgefahr als Hersteller, die ihre Preise stabil gehalten haben“, so Fess.
Dazu komme allerdings die Problematik der Einhaltung der Flottengrenzwerte, die dazu führen könne, dass Hersteller lieber Elektroautos mit Verlust verkaufen, als die drohenden Strafen zu zahlen, wenn die Verkäufe dieser Fahrzeuge ausbleiben. Denn wer seine Elektro-Quote nicht erfüllt, zahlt pro Fahrzeug eine Klima-Strafe nach Brüssel – eine Praxis, die in den kommenden Jahren deutlich verschärft wird, rechtlich allerdings umstritten ist .
Die Autohersteller fahren unterschiedliche Strategien zur Einhaltung der Flottengrenzwerte bzw. zur Umgehung der damit verbundenen Strafen bei Missachtung, erklärt Dieter Fess: „Einige haben aus ihrem Verbrenner-Motorenportfolio die leistungsstarken Varianten sowie Dieselmotoren bereits gestrichen. Sie setzen stark auf den Flottengrenzwert senkende Plug-In-Hybride. Andere Hersteller hingegen wollen die nach wie vor vorhandene Nachfrage nach Dieseln, stärkeren Motoren und Sportvarianten bedienen. Folglich sind sie dadurch noch mehr auf den Absatz von Batteriefahrzeugen angewiesen, um die Flottengrenzwerte einzuhalten. Dies könnten Sie durch weitere finanzielle Anreize wie Preissenkungen und Sonderaktionen erreichen. Listenpreiserhöhungen ohne technische Verbesserungen werden die Ausnahme bleiben“, so Fess.
Dies könne zwar einen positiven Effekt auf die Elektro-Zulassungen haben, wie auch der letzte deutsche Zulassungsmonat Juni 2024 zeigte. Jedoch seien solche Aktionen für die Wertstabilität eher kontraproduktiv . Indirekt haben die Klima-Strafzahlungen übrigens Nachteile für alle Autokäufer: Da die Hersteller sich hohe Verluste nicht auf Dauer leisten können, werden sie die Mehrkosten wegen der Klima-Strafen letztlich auf die Neuwagenpreise umlegen. Und das sowohl bei Verbrennern als auch bei E-Fahrzeugen. Wo Preiserhöhungen nicht möglich sind, wird der Sparstift notgedrungen an anderer Stelle angesetzt – was für die Qualität künftiger Neuwagen nichts Gutes verspricht.
2024-07-26T13:05:13Z dg43tfdfdgfd